Wie man Kollegen richtig kritisiert 

Wir kennen das alle: Nicht immer kann die Arbeitsleistung perfekt sein und manchmal muss man auch die eigenen Kollegen konstruktiv kritisieren. Dabei sollte man klug vorgehen, stets sachlich und wertschätzend bleiben und den richtigen Moment für die kritische Anmerkung wählen. Wir geben Tipps, wie Sie es richtig machen.

Fehler können passieren, sie sind normal und helfen uns im besten Fall besser zu werden. Üblicherweise wird man auf diese Fehler durch Kritik hingewiesen. Die Beanstandung kann von Vorgesetzten, aber auch von Kollegen ausgehen. Wenn man Kritik übt, sollte man vorab stets überlegen, wozu und wie man das macht. Der Kritisierte sollte sich nicht angegriffen fühlen, denn das könnte zu einer Verschlechterung der Zusammenarbeit und des Betriebsklimas führen. Niemand erhält gerne negatives Feedback, insbesondere wenn es nicht konstruktiv ist.

Kritik sollte stets sachlich sein

„Oh, Mann, du hast es wieder falsch gemacht“, „Begreifst du denn das nie?“, sind die schlechten Beispiele, um Kritik zu äußern. Das ist nicht nur beleidigend, sondern führt auch zu keiner Lösung, da sich der Betroffene dadurch in eine Ecke gedrängt und womöglich sogar gemobbt fühlt. Auch entspricht die Wortwahl keiner professionellen Arbeitsweise – Sachlichkeit steht im Beruf an oberster Stelle. Selbst wenn man manchmal das Gefühl hat, genug zu haben und seinen Unmut auf diese Weise äußern zu müssen, sollte das eigene Ego immer der Professionalität weichen. Seine Frustration unbedacht zu äußern, kann eine Situation sogar manchmal verschlimmern.

Etwas Diplomatie in der Kritik

Häufig kritisieren wir aus dem Affekt heraus oder wenn wir emotional sind, beispielsweise wütend oder frustriert“, sagt Christopher Gröning, leitender Arbeitspsychologe bei Betriebsarztservice. „Gerade dann fällt Kritik oft wenig konstruktiv und wertschätzend aus. Dies kann zu Einschüchterung, Ablehnung oder Verletzung führen“. Menschen, die bei der Äußerung ihrer Kritik dagegen emotional intelligent vorgehen, schaffen es, ihre konstruktive Meinung zu teilen, ohne Unmut und Angst auszulösen. Statt Vorwürfe zu erheben, wäre es besser, wenn der Kritisierende Ich-Botschaften formuliert. Beispiel: „Ich habe dadurch mehr Arbeit gehabt, weil ich vieles ausbessern musste. Es wäre wichtig, wenn du das nächste Mal auf diese Weise machst”. Die Kritik sollte stets konkret sein und Beispiele anführen, damit sie der Betroffene auch nachvollziehen kann.

Den richtigen Zeitpunkt wählen

Wichtig ist auch der Moment des Kritisierens. Wenn man aufgeregt ist, neigt man zu impulsiven Reaktionen. „Kritik sollte immer überlegt und bewusst geäußert werden. Selbst vermeintlich kleine Veränderungen in Formulierung und Tonfall haben oft einen großen Effekt“, so Gröning. Drohungen bringen nicht wirklich weiter, die Gegenseite kommt automatisch in eine Defensive. Daher sollte die Kritik in einem ruhigen Moment geäußert werden. Bestenfalls auch unter vier Augen, damit sich die Gegenseite nicht gedemütigt fühlt. Niemand mag es vor anderen auf Fehler aufmerksam gemacht werden.

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Was passiert nach der Kritik?

Wenn man die Kritik geäußert hat, hat man das Unangenehme bereits hinter sich gebracht. Das heißt aber noch nicht, dass sich etwas verändern wird. Aus diesem Grund wäre es wichtig, am Gesprächsende ein Ziel zu definieren, das festlegt, wann und in welcher Form das kritisierte Verhalten verändert werden soll. Gegebenenfalls kann auch ein Folgegespräch stattfinden.

5 Tipps: So kritisieren Sie Ihre Kollegen richtig

  1. Im richtigen Moment kritisieren: Warten Sie lieber ein bis zwei Tage bevor Sie Ihre Kritik äußern. So können Sie sich vorab besser vorbereiten und reagieren nicht impulsiv noch emotional.
  2. Bitten Sie um eine Besprechung: Fragen Sie den Betroffenen, ob er/sie Zeit hat für ein Gespräch. Führen Sie das Gespräch stets mit Respekt gegenüber der anderen Person.
  3. Schildern Sie Ihre Perspektive und hören Sie sich die andere an: Versuchen Sie sich in die andere Person hineinzuversetzen. Führen Sie im Gespräch aus, was Sie über die Situation und den Vorfall denken und fragen Sie die Gegenseite nach ihrer Meinung dazu. Erklären Sie, wie es besser laufen könnte.
  4. Geben Sie Raum für Emotionen: Es ist normal, dass man auch im Berufsalltag Gefühle äußert. Vor allem, wenn man kritisiert wird, kann das einen auch emotional treffen. Geben Sie der Gegenseite Raum für diese Gefühle und zeigen Sie Verständnis dafür.
  5. Nennen Sie die Folgen: Schildern Sie dem Gegenüber offen, welche Konsequenzen sein Verhalten hat. Beispiel: Umsatzverlust oder Missmut der Kunden.

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Michelle Müller
Leitende Arbeitspsychologin
Michelle Müller, Leitende Arbeitspsychologin

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