Hilfe, ich werde gemobbt!

Schikanen und Diskriminierungen durch Kollegen, bösartiger Tratsch und verbale Angriffe. Mobbing hat viele Gesichter und ist für Nicht-Beteiligte oft nicht zu erkennen. Die Betroffenen allerdings leiden sehr unter dem Mobbing, was zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen kann. In Deutschland sind rund 1,5 Millionen Arbeitnehmer davon betroffen. Die Opfer fühlen sich oft hilflos und ohnmächtig und wissen nicht, wie sie darauf reagieren und an wen sie sich wenden sollen. Wir erklären, was Mobbing genau ist und was man als Betroffener und Arbeitgeber dagegen machen kann.

Mobbing – was ist das?

Mit Mobbing beschreibt man eine Situation, in der ein Mensch zum Beispiel bei seiner Arbeit, von seinem Vorgesetzten oder Kollegen angegriffen, benachteiligt oder diskriminiert wird. Dies passiert über einen längeren Zeitraum und kann von einer Person oder einer Gruppe ausgehen. Im Berufsleben äußert sich Mobbing häufig durch unsachliche Kritik an der eigenen Arbeit, Manipulationen, das Verschweigen von wichtigen Informationen oder direkte Angriffe. Doch nicht jeder Konflikt, den man mit dem Chef oder mit den Kollegen hat, ist gleich Mobbing. Meinungsverschiedenheiten am Arbeitsplatz sind gängig, diverse Meinungen, die zur Diskussion stehen, alltäglich. Es kann auch vorkommen, dass man sich im Ton vergreift oder gar wütend wird. Hier spricht man von einem einzelnen Konflikt, nicht aber von Mobbing, da letzteres systematisch und über einen längeren Zeitraum erfolgt.

Was sind die Phasen des Mobbings?

Mobbing wird oftmals nicht gleich zu Anfang erkannt. Es ist ein schleichender Prozess, der in der Regel sich in vier Phasen entwickelt:

  1. Es kommt zu Auseinandersetzungen, in denen der Betroffene mit Schuldzuweisungen konfrontiert und angegriffen wird.
  2. Der Betroffene wird immer mehr attackiert, schikaniert und ausgegrenzt. Unsicherheit ist die Folge.
  3. Der Betroffene ist verunsichert und hat Angst. Das wirkt sich auf die Arbeit aus, die Konzentration lässt nach, Fehler werden gemacht. Dem Arbeitgeber fällt das womöglich auf – es können Kündigungsandrohungen oder Abmahnungen folgen.
  4. Der Betroffene kann nicht mehr in dem Betrieb oder in dem Team weiterarbeiten und kündigt.

Was macht Mobbing mit uns?

Durch Mobbing wird die betroffene Person psychisch und physisch stark belastet. Jeder reagiert auf besagte Situation anders, allerdings kommt es in vielen Fällen zu einer Arbeitsunfähigkeit, da der ausgeübte Druck das Opfer zu stark belastet und auslaugt. Die angespannte Situation im Beruf wird auch ins Privatleben übertragen, weshalb Betroffene oft nicht gut schlafen und sich nicht richtig erholen können. Die Sorge und der Stress sind allgegenwärtig. Betroffene brauchen manchmal Jahre, um sich von intensiven Mobbing-Episoden zu erholen. Dem Unternehmen entstehen hohe Kosten, weil es mehr Krankenstände gibt und das Arbeitsklima vergiftet wird. Auch die Motivation der anderen Arbeitnehmer kann unter Umständen hier leiden.

Was kann ich als Betroffener tun?

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie gemobbt werden, sollten Sie umgehend reagieren. Sprechen Sie es gegenüber Ihrem Vorgesetzten oder dem Betriebsrat an. Auch ein Arbeitspsychologe kann dabei helfen, die Situation zu analysieren und Lösungsansätze unterbreiten. Sie können ein Mobbing-Tagebuch führen, das alle Angriffe gegen Sie dokumentiert und in welchem Sie auch Ihre jeweilige Stimmung festhalten. Es ist sehr wichtig, dass Mobbing schon im frühen Stadium erkannt wird, damit es zu keiner Verschlimmerung Ihres Gesundheitszustandes kommt.

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Was, wenn ich vom Chef gemobbt werde?

Wenn Vorgesetzte mobben, ist die Lage umso schwieriger, weil man als Betroffener das Gefühl hat, noch handlungsunfähiger zu sein und Angst hat, den Arbeitsplatz zu verlieren. Jedoch sollten Sie auch hier umgehend Rat in der Personalabteilung, beim Betriebsrat oder eben in einer Mobbing-Beratungsstelle suchen. Es ist in der Tat keine angenehme Situation, wenn der Chef gegen einen vorgeht, weil man sich im Betrieb dann nicht wirklich willkommen fühlt.

Tipps für Gemobbte

Wenn Sie Opfer von Mobbing sind, empfehlen wir Ihnen folgende Schritte zu setzen:

  • Beginnen Sie ein Mobbing-Tagebuch zu schreiben, mit Details, wann und in welcher Form Sie gemobbt werden und wie Sie sich dabei fühlen.
  • Finden Sie eine Vertrauensperson in Ihrem Kollegenkreis.
  • Sprechen Sie mit dem Personal- und/oder Betriebsrat.
  • Suchen Sie weitere Unterstützung, zum Beispiel bei einer Mobbing-Beratungsstelle.
  • Verharmlosen Sie nicht das Mobbing gegen Sie.
  • Verfallen Sie nicht in eine isolierte Situation. Sie müssen nicht allein mit dieser Situation fertig werden.
  • Warten Sie nicht auf die Lösung des Problems, sondern tragen Sie aktiv dazu bei, indem Sie darüber sprechen.
  • Machen Sie nicht sich selbst für das Mobbing verantwortlich.
  • Suchen Sie die Schuld nicht bei sich selbst.

Tipps für Arbeitgeber

Wenn Mitarbeiter in Ihrem Betrieb mit Mobbing konfrontiert werden, raten wir Ihnen Folgendes:

  • Gemäß § 241 BGB haben Sie als Arbeitgeber Fürsorgepflichten gegenüber Ihren Mitarbeitern. Sie müssen die Persönlichkeitsrechte und die Gesundheit Ihrer Arbeitnehmer schützen. Bei Mobbing-Verdacht sollten Sie sofort aktiv werden. Sprechen Sie mit dem Betroffenen und machen Sie sich ein Bild von der Lage.
  • Sie können den Betroffenen bitten, genau zu dokumentieren, wann und wie die Mobbing-Situationen auftreten (Mobbing-Tagebuch).
  • Bieten Sie gegebenenfalls ein Mediationsverfahren an.
  • Wenn diese Methoden keinen Erfolg bringen, können Sie den Mobber abmahnen und somit verdeutlichen, dass Sie Mobbing nicht dulden.
  • In schwierigen Fällen können Sie den Mobber auch versetzen, sofern das möglich ist.
  • Wenn Ihre Lösungsansätze die Situation nicht verändern, können Sie dem Mobber auch eine Kündigung aussprechen.
  • Um Mobbing zu vermeiden, ist Prävention und Sensibilisierung wichtig. Kommunizieren Sie an Ihre Belegschaft ganz klar, dass Mobbing keinen Platz in Ihrem Betrieb hat. Gemeinsam mit dem Betriebsrat kann auch eine Anti-Mobbing-Betriebsvereinbarung beschlossen und implementiert werden.

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Michelle Müller
Leitende Arbeitspsychologin
Michelle Müller, Leitende Arbeitspsychologin

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