Burn-on erkennen und vorbeugen: Die unterschätzte Gefahr chronischer Daueranspannung im Arbeitsleben

Burn-on

Das Burn-on-Syndrom ist eine unterschätzte Form chronischer Erschöpfung, die viele Menschen still und heimlich begleitet. Anders als beim bekannten Burn-out funktionieren Betroffene weiterhin, doch hinter der Fassade steckt dauerhafte Anspannung und Überlastung.

In der heutigen Arbeitswelt sind Dauerstress und ständige Erreichbarkeit zu alltäglichen Begleitern geworden, die viele Menschen an ihre Belastungsgrenzen bringen. Digitale Tools verstärken den Druck, jederzeit verfügbar und produktiv zu sein, während Perfektionismus und gesellschaftliche Erwartungen zusätzlich das Stresslevel erhöhen. Besonders problematisch wird es, wenn eine Unternehmenskultur, Funktionieren über Erholung stellt und damit chronische Überforderung fördert. Dieser Beitrag beleuchtet die Ursachen dieses Phänomens und gibt Einblicke, warum es gerade heute so wichtig ist, bewusste Erholungsphasen einzuführen.

Was ist ein Burn-on Syndrom?

Das Burn-on Syndrom beschreibt einen subtilen, aber dennoch ernstzunehmenden Zustand chronischer Daueranspannung und Erschöpfung. Im Gegensatz zum klassischen Burn-out, bei dem Betroffene oft durch völlige Erschöpfung und Funktionsverlust auffallen und aus dem Arbeitsalltag „aussteigen“ müssen, bleiben Menschen mit Burn-on über einen langen Zeitraum äußerlich leistungsfähig und erfüllen weiterhin ihre täglichen Aufgaben. Dennoch sind sie innerlich dauerhaft angespannt und überlastet. Typische Symptome umfassen anhaltende innere Unruhe, Schlafstörungen, Muskelverspannungen sowie wiederkehrende Kopf- und Rückenschmerzen.

Psychisch leiden Betroffene häufig unter Gefühlen von Sinnlosigkeit, Perspektivlosigkeit und einem Mangel an Lebensfreude. Diese Kombination aus äußerer Erschöpfung führt dazu, dass Betroffene am Limit agieren. Sie „brennen weiter“ und nehmen sich dadurch nicht als krank wahr, da sie äußerlich leistungsfähig erscheinen, was eine Diagnose erschwert. Ein weiteres Problem der chronischen Erschöpfungsschleife, stellt der Mangel an wichtigen Erholungsphasen dar. Getrieben von einem hohen Perfektionismus und einem starken Pflichtbewusstsein, bleibt der Stress konstant hoch.

Ein häufiges Muster bei Menschen, die im Arbeitsalltag großen Aktionismus zeigen, ist die Überkompensation durch ständige Aktivitäten, während das Privatleben zunehmend vernachlässigt wird. Soziale Kontakte und persönliche Interessen geraten in den Hintergrund, was langfristig zu innerer Leere und Isolation führt.

Ein anstrengender Positivismus wird oft nach außen getragen, obwohl innerlich Freudlosigkeit und Erschöpfung dominiert. Der Mangel an Ruhephasen führ häufig zu Sorgen, die sich verstärken und eine Erholungsprozess behindern. Hinzu kommen körperliche Beschwerden, die als typische Warnsignale gewertet werden sollten.

Ursache: Die neue Arbeitswelt als Motor für Burn-on

Die moderne Arbeitswelt trägt maßgeblich zum Entstehen des Burn-on-Syndroms bei. Insbesondere durch die Verlagerung ins Homeoffice und den verstärkten Einsatz digitaler Kommunikationsmittel verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben zunehmend. Arbeitnehmer sind heute häufig auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar, was zu einer dauerhaften Erreichbarkeit führ. Diese ständige Verfügbarkeit erzeugt einen anhaltenden Druck, der das Abschalten erschwert und die Erholung einschränkt. Diese Entwicklung fördert eine permanente Überforderung, die nicht nur die Produktivität mindert, sondern auch langfristig die psychische Gesundheit gefährdet. Die neue Arbeitsrealität verlangt daher nach bewussten Strategien, um klare Grenzen zu setzen und Raum für echte Erholung zu schaffen.

Burn-on und psychische Gesundheit: Verbindung zu GB Psych

Aufgrund der immer stärkeren Verzahnung zwischen Arbeit- und Privatleben und der negativen Entwicklung in Richtung Dauerbelastung, bekommt die Arbeitspsychologie einen sehr wichtigen Stellenwert. Sie hilft Ursachen zu analysieren und präventive Maßnahmen zu entwickeln. Eine Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung stellt hierfür ein effizientes Instrument dar. Dauerbelastungen können so erkannt, bewertet und reduziert werden. So kann die Gesundheit nachhaltig gefördert werden.

Burn-on vermeiden: Was Beschäftigte und Unternehmen tun können

Burn-on, das schleichende Gefühl dauerhafter Erschöpfung trotz anhaltender Arbeitsmotivation, lässt sich durch gezielte Maßnahmen sowohl von Beschäftigten als auch Unternehmen wirksam vorbeugen.

  1. Aktive Pausen – Für Mitarbeitende ist es wichtig, eigene Grenzen zu erkennen und aktive Pausen einzulegen sowie bewusst abzuschalten, um die mentale Belastung zu reduzieren.
  2. Flexible Arbeitsmodelle fördern – In vielerlei Hinsicht können auch flexible Arbeitszeiten helfen, Arbeits- und Privatleben besser in Einklang zu bringen. Dass reduziert dauerhaften Stress und gibt Raum für die eigene Erholung.
  3. Offene Kommunikation – Ebenso sollten sie offen über ihre Bedürfnisse sprechen und Unterstützung annehmen. Unternehmen können diesen Prozess unterstützen, indem sie ein Arbeitsumfeld schaffen, das flexible Arbeitsmodelle ermöglicht und klare Kommunikation fördert. So werden realistische Ziele gesetzt und Überforderungen vermieden.
  4. Gesundheitsprogramme – Ergänzend helfen gezielte Unterstützungsprogramme oder Beratung, die Resilienz der Mitarbeiter zu stärken.

Durch das Zusammenspiel dieser Maßnahmen, lässt sich Burn-on wirksam vorbeugen und die langfristige Arbeitszufriedenheit sichern.

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Michelle Müller
Leitende Arbeitspsychologin
Michelle Müller, Leitende Arbeitspsychologin

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