Was macht eigentlich eine Fachärztin für Arbeitsmedizin?

Interview mit Dr. med. Alexandra Keinert, Standortleitung Stuttgart & Fachärztin für Arbeitsmedizin bei Betriebsarztservice

Dr. med. Alexandra Keinert
Standortleitung Stuttgart & Fachärztin für Arbeitsmedizin

Gutes Gesundheitsmanagement beginnt mit der richtigen Prävention. Deshalb sind Betriebsärztinnen und Betriebsärzte eine tragende Säule des Arbeitsschutzes und wichtig für das Wohlergehen jedes einzelnen Beschäftigten. Sie unterstützen den Arbeitgeber bei der Erfüllung der arbeitsmedizinischen Verpflichtungen gegenüber den Arbeitnehmern und müssen in jedem Unternehmen vorhanden sein. Sie können dort angestellt sein oder durch einen externen Dienstleister, wie Betriebsarztservice, bereitgestellt werden. Wir sprachen mit Fachärztin für Arbeitsmedizin Dr. med. Alexandra Keinert über die Besonderheiten ihres Berufs und ihren Arbeitsalltag.

Liebe Alexandra, was hat dich dazu bewegt, Betriebsärztin zu werden?

Während meiner Tätigkeit als Lungenfachärztin in Heidelberg wurde ich sehr oft mit den Auswirkungen der Asbestverarbeitung konfrontiert. Die Patienten hatten vor Jahrzehnten Asbestkontakt und erkrankten dann am bösartigen Pleuramesotheliom (bösartiger Tumor des Rippenfells). Diese Erfahrung hat mich für die Arbeitsmedizin und die Prävention sensibilisiert und mein Interesse geweckt, in diesem Fachbereich zu arbeiten. Ich möchte den Erkrankungen zuvorkommen und nicht nur den Symptomen hinterherlaufen.

Wie war deine Ausbildung und was rätst du potenziellen Kollegen, die den gleichen Weg wie du einschlagen möchten?

Meine Ausbildung fußt auf einem breiten Fundament. Nachdem ich meine Spezialisierung in der Inneren Medizin und Pneumologie abgeschlossen habe, entschloss ich mich auch für eine arbeitsmedizinische Ausbildung. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, mit einem breiten medizinischen Spektrum in die Arbeitsmedizin zu starten, da die Probanden und Unternehmen sich mit nahezu allen medizinischen Fragestellungen an mich wenden, insbesondere im Bereich der Psychosomatik.

Was ist dir in deinem Beruf am wichtigsten?

Ich denke, es ist die Arbeit mit den Menschen. Die Fähigkeit, zuhören zu können, sich selbst zurückzunehmen und offen auf das Gegenüber einzugehen. Aber selbstverständlich auch einen wichtigen Beitrag für den Gesundheitsschutz in Betrieben zu leisten.

Wie kann man sich deine Arbeitsweise vorstellen?

Einerseits arbeite ich wie andere Fachärzte in der Praxis. Dabei untersuche oder berate ich die einbestellten Probanden. Andererseits bin ich vor Ort bei Unternehmen, berate sie, mache Arbeitsstättenbegehungen oder Untersuchungstermine. All das macht mir viel Spaß und ich schätze den direkten Kontakt zu den Menschen. Zudem ist meine Arbeit sehr abwechslungsreich und sie ermöglicht eine gute Balance zwischen altbekanntem und immer neuem Wissen.

Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Aufgaben eines Betriebsarztes/einer Betriebsärztin?

Die wesentlichste Aufgabe ist sowohl die Unternehmen als auch Ihre Mitarbeiter zielgerichtet zu unterstützten und dabei die Interessen aller, unter Wahrung der Schweigepflicht, umzusetzen. Das erfordert Sach- und Fachkenntnis, Fingerspitzengefühl, Verhandlungsgeschick, Menschenkenntnis und ein hohes Maß an Flexibilität. Meine Aufgabe in den Unternehmen ist es, den Gesundheitsschutz mit Prävention in den Fokus zu rücken und zeitgleich auf die Belange der Unternehmer Rücksicht zu nehmen.

Was sind die größten Herausforderungen, mit denen du als Betriebsärztin konfrontiert wirst?

Am schwierigsten ist es, wenn ich auf bereits festgefahrene Positionen und Probleme treffe, die Monate oder gar Jahre bestehen. Ich liebe aber diese Form der Herausforderung und engagiere mich sehr, hier Prozesse und Lösungen in Gang zu bringen. Die ersten beiden Jahre der Corona-Pandemie waren durchaus anstrengend, weil wir als Betriebsärzte bei der Beratung und Impfkampagne sehr gefragt waren. Trotzdem haben wir es in meinem Team geschafft, alles wie geplant durchzuführen und viele Beschäftigte vor dem Coronavirus zu schützen.

Da du viel unterwegs bist und verschiedene Unternehmen und Branchen betreust, muss das doch gerade besonders reizvoll an deiner Tätigkeit sein, oder?

Ja, stimmt genau. Ich bin gerne bei den Unternehmen vor Ort unterwegs und freue mich jedes Mal aufs Neue, die Veränderungen in den Betrieben zu begleiten und bei meinen Terminen mitzuerleben. Die Beziehung zu meinen Kunden vor Ort ist ein wesentlicher Faktor für meine Arbeitszufriedenheit.

Jeder Betrieb ist anders und hat andere Anforderungen. Wie geht man damit um?

Das Gesundheitswesen unterliegt stetigen Veränderungen, die ich in Betrieben positiv beeinflussen möchte. Dabei ist die Prävention entscheidend. Meine Hauptmotivation ist es, das Wohlbefinden der Beschäftigten gemeinsam mit der Unternehmensleitung zu verbessern. Ich bin mit meinen Firmenkunden im engen Austausch und habe für Anfragen außerhalb der definierten Termine stets ein offenes Ohr. Schnelles, bedarfsorientiertes, zielgerichtetes und maßgeschneidertes Handeln ist eine Selbstverständlichkeit für mich, um den Anforderungen meiner Kunden gerecht zu werden.

Wie wichtig sind Weiterbildungen in der Arbeitsmedizin?

Die Arbeitsmedizin verändert sich laufend und wird von den äußeren Einflüssen des täglichen Lebens beeinflusst. Vor der Corona-Pandemie hat kaum jemand das Wort Home-Office in den Mund genommen oder Telemedizin genutzt. Weiterbildungen und Literaturrecherche sind essenziell, um mit der Zeit zu gehen, nicht nur im eigenen Interesse, sondern auch im Interesse unserer Probanden und Kunden.

Wie siehst du die Zukunft der Arbeitsmedizin? Was sind die neuen Herausforderungen?

Arbeitsmedizin 4.0 wird eine flexible arbeitsmedizinische Betreuung und Vorsorge sein. Das Augenmerk wird sicherlich auf einem niederschwelligen Zugang zu Beratung und Präventionsangeboten liegen. Hierbei wird die Telemedizin verstärkt zum Einsatz kommen, als Ergänzung zu den bestehenden arbeitsmedizinischen Prozessen. Im Rahmen der Corona-Pandemie hatten meine Kollegen beim Betriebsarztservice und ich bereits die Möglichkeit, die Telemedizin erfolgreich anzuwenden. Die zukünftige Entwicklung, Implementierung und erfolgreiche Umsetzung solcher Verfahren benötigt eine wissenschaftliche Begleitung und Qualitätsstandards. Ich bin zuversichtlich, dass die Arbeitsmedizin der Zukunft zu besseren Arbeitsbedingungen und somit zu einer höheren Zufriedenheit unter den Beschäftigten führen wird.

Vielen Dank für das Gespräch!

Manja Müller
Human Resources

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